DER WEG IN DIE AUSSTELLUNG: Ein Reisebericht

4. August 2016

Insights


von Kathrin Pokorny-Nagel
Kuratorin und Leitung MAK-Bibliothek und Kunstblättersammlung/Archiv

La Mariée à la Grecque
Kupferstich von Ennemond Alexandre Petitot
Inv.-Nr. KI 1-884-8

Als mir bei der Bearbeitung der Kunstblättersammlung die kuriose Serie Mascarade à la Grecque des französischen Architekten und Dekorateurs Ennemond Alexandre Petitot von 1771 in die Hände fiel, kam mir die Idee zur Ausstellung MODE-UTOPIEN. Haute Couture in der Grafik. Die erste Assoziation waren Karikaturen. Wie skurril ist doch der Einfall, architektonische Elemente und Ornamente wie Versatzstücke zu einer Bekleidung zu arrangieren. Die eigentliche Ausstellungsvorbereitung begann allerdings Jahre später.

Vier Monate vor Eröffnung der Ausstellung wurde das Blatt La Mariée à la Grecque zusammen mit 223 weiteren Grafiken des 16. bis 20. Jahrhunderts in die Papierrestaurierung gebracht. Die Blätter wurden vom säurehaltigen Untersatzkarton abgenommen, denn altes Papier gibt aufgrund der damaligen Herstellungsart und des Alterungsprozesses Säure ab, was jedoch der Zeichnung auf Dauer schadet. Anschließend wurden sie mit Pinsel und speziellen Trockenreinigungsmitteln gereinigt und mit Japanpapier auf überdimensionale säurefreie Museumskartons montiert, die extra aus der Schweiz geliefert worden waren.

Ausstellungen wie diese, die ausschließlich aus dem eigenen Bestand stammen, sind stets eine willkommene Gelegenheit, die Objekte einer umfassenden Reinigung und Restaurierung zuzuführen. In diesem Fall waren die Exponate drei Monate in „Reparatur“. Um trotz des Verbleibs der Objekte in der Restaurierung mit den Druckgrafiken arbeiten zu können, wurden diese im Vorfeld fotografiert und im Maßstab 1:1 ausgedruckt. So stand einer ästhetischen und auch inhaltlichen Zusammenstellung der Ausstellung nichts mehr im Wege.

Das Präsentationssystem im Kunstblättersaal hat Michael Embacher 1993 entworfen und ist von Schienensystemen in Putzereien inspiriert. Ein Vorteil dieser Variante ist die einfache und kostengünstige Umsetzung der Ausstellung unserer „Kabinettstückerln“. Zuletzt wird das Blatt noch in „mehr Licht“ getaucht, bei 50 Lux ist allerdings Schluss.

Da der Kupferstich von Ennemond Alexandre Petitot bisher noch nie ausgestellt wurde, kann er 5 Monate, normalerweise aber nur 3 Monate, in der Ausstellung verbleiben – sonst besteht die Gefahr des Ausbleichens.

Noch bis 4.9.2016 zu sehen:
MODE-UTOPIEN. Haute Couture in der Grafik
MAK-Kunstblättersaal