Die Klimadebatte im Museum ist auch eine Frage der Zukunft von Sammlungsobjekten

5. August 2015

Insights

Für Objekte in Ausstellungsräumen und Depots ist eine möglichst konstante Temperatur zentral. Insbesondere kurzfristige Schwankungen schaden organischen Materialien wie etwa Holz und Textil sehr, weshalb die Bedeutung des Klimas für die Restaurierungsabteilungen in Museen schon lange ein wichtiges Thema ist. Trotzdem gibt es heute – vor dem Hintergrund des viel diskutierten Klimawandels – neue Überlegungen, denn Klimaanlagen sind teuer und belasten die Umwelt.

Grundsätzlich sind Gebäude mit viel Baumasse und wenig Lichteinfall der beste Aufbewahrungsort für wertvolle Objekte. Kirchen hatten früher ausgeklügelte Belüftungssysteme, um ihre Schätze vor Hitze und Feuchtigkeit zu schützen und auch Museumsbauten sind teilweise mit Belüftungsschächten ausgestattet. Beate Murr, stellvertretende Leiterin der Restaurierungsabteilung des MAK, erklärt: „Die technologischen Entwicklungen seit der Industrialisierung waren nicht nur ein Segen; das Kühlen mit Klimaanlagen und das übertriebene Heizen im Winter führen oft zu kurzfristigen Schwankungen, etwa wenn die Klimaanlage ausfällt oder wenn anlassbezogen ganz plötzlich stärker geheizt wird.“

Lüftungs- und Klimazentrale © MAK/Nathan Murell

Unter dem Begriff der Präventiven Konservierung diskutiert die Fachwelt der RestauratorInnen diese Problematik heute mit nachhaltigeren Zielen: Das wichtigste Prinzip ist, die Entstehung von Schäden durch optimale klimatische Lagerungsbedingungen, sorgsame Handhabung und eine konservatorisch fachgerechte Präsentation zu vermeiden. Bei bestehenden Schäden wird oft eine reine Konservierung – die Bewahrung des gealterten Ist-Zustandes – der Restaurierung vorgezogen. Letztere, so Beate Murr, bedeute einen größeren Eingriff und habe einen nicht mehr vorhandenen Zustand als Ziel, der Raum für Spekulationen biete. Dies wiederum könne möglicherweise der Authentizität des Werkes nicht gerecht werden.

Für die Entscheidung über den Umgang mit einem beschädigten Sammlungsobjekt, ob es eher konserviert oder restauriert werden soll, gibt es kein Grundrezept, nur Tendenzen. Primäres Ziel ist es, jeden Schaden präventiv zu vermeiden, und hier kommt das konstante Klima wieder entscheidend ins Spiel.


Der Beitrag entstand nach einem Gespräch von unserer Autorin Noëmi Leemann aus der Abteilung Neue Lernkonzepte mit Beate Murr, stellvertretende Leiterin der Restaurierungsabteilung des MAK.

Credits:
Lüftungs- und Klimazentrale © MAK/Nathan Murell