21. April 2017
Die Rudolf von Eitelberger-Tagung im MAK
Wer die MAK-Säulenhalle betritt, erblickt schon nach wenigen Schritten eine großformatige Büste aus Bronze im ersten Stockwerk. Das mächtige Porträt zeigt Rudolf von Eitelberger – den Gründungsdirektor des MAK. Nicht nur das MAK, sondern auch das Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien und die Universität für angewandte Kunst gehen auf Eitelbergers Engagement zurück. Gemeinsam widmen sie Rudolf von Eitelberger nun zu seinem 200. Geburtstag eine öffentlich zugängliche Tagung, die vom 27. – 29. April 2017 im MAK-Vortragssaal stattfindet.
Die einzelnen Stationen seiner beeindruckenden Vita führten den 1817 in Olmütz geborenen Eitelberger von der Chefredaktion der Wiener Zeitung zur Errichtung des zweiten Kunstgeschichte-Lehrstuhls Europas nach Professor Gustav Friedrich Waagens Kanzel in Berlin. Mit der Gründung des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie (heute: MAK) und der angegliederten Universität für angewandte Kunst folgte er dem Modell des 1852 gegründeten South Kensington Museum (heute: Victoria & Albert Museum) in London, das als Kunstgewerbemuseum bereits ebenso mit einer Ausbildungsstätte für KünstlerInnen verbunden war.
Eitelberger brillierte durch seine Qualitäten als praxisbezogener Visionär und kulturpolitischer Netzwerker. Durch seine persönliche Weitsicht gelang es ihm, grundlegende Kategorien für eine quellenbezogene Kunstwissenschaft zu etablieren und damit Ahnherr der legendären Wiener Schule der Kunstgeschichte zu werden. Mit Übungen für seine StudentInnen vor Originalen in den Räumlichkeiten des MAK begründete er eine lange Tradition der Wiener Kunstgeschichtslehre und wurde zum Vorbild für die objektbasierte kunsthistorische Forschung.
Seine „Donnerstag-Vorlesungen“ im damaligen k. k. Österreichischen Museum für Kunst und Industrie stellen eine frühe Form der musealen Vermittlung dar, deren Ziel es war, einem bloßen ästhetischen Konsum von Kunst entgegenzuwirken. Auch das Aussehen des heutigen MAK, das er als „nützliches“ Museum mit Vorbildcharakter konzipierte, verdankt sich in großem Maße dem Einfluss Eitelbergers, der den Architekten Heinrich von Ferstel bei seinen Entwürfen unterstützte. Mit diesem Bau im Neorenaissancestil schufen sie ein prototypisches Modell für die folgenden Prachtbauten der Wiener Ringstraße.
Es geht ebenso auf Eitelbergers Initiative zurück, dass die Universität für angewandte Kunst zur Zeit ihrer Gründung 1867 auch für weibliche Studentinnen offenstand. Die sogenannte k. k. Kunstgewerbeschule zählte somit zu den wenigen Ausbildungsstätten, die bereits damals Frauen Zugang gewährten. Ein weiteres Novum, das Eitelberger leidenschaftlich forcierte, stellen eigene Ausstellungen mit Werken von Frauen im Rahmen der von ihm mitorganisierten Wiener Weltausstellung dar.
Trotz seiner zukunftsträchtigen Reformen war Eitelberger bei manchen seiner ZeitgenossInnen nicht unumstritten. Wer mehr über seine facettenreiche Person – seine unterschiedlichen Rollen als Wissenschaftler, Kritiker, Denkmalpfleger, Sammler oder Kulturpolitiker erfahren möchte, ist eingeladen, sich unter anmeldung.eitelberger@univie.ac.at zur Tagung zu registrieren, die differenzierten Betrachtungen und kritischen Auseinandersetzungen von 19 Vortragenden aus dem In- und Ausland zu verfolgen und an den anschließenden Diskussionen teilzunehmen.
Ein Beitrag von Lara Steinhäußer für die Abteilung MAK-Presse und PR