30. Juli 2020
Storno. Die Künstlerin Sophie Gogl im Interview
Die Künstlerin Sophie Gogl (* 1992, Kitzbühel, Tirol) wirft in ihrer Pop-up-Ausstellung Storno, der zweiten Position im Rahmen der Reihe CREATIVE CLIMATE CARE, einer Kooperation des MAK und der Universität für angewandte Kunst Wien, einen kritischen Blick auf das Thema Reisen in Zeiten von Corona und Klimawandel. Im Interview verrät sie mehr über die Ausstellung, den Entwicklungsprozess dahinter, und ihren Zugang zum Klimawandel und zur Gesellschaft.
MAK: Sophie Gogl, Sie entwickelten schon Anfang des Jahres eine Werkserie im Kontext des Klimawandels und der Überproduktion. Themen, die auch in Ihrer MAK-Ausstellung eine übergeordnete Rolle spielen. Ein Zufall, oder begleiten Sie diese Fragestellungen in Ihrer künstlerischen Arbeit generell?
Sophie Gogl: Ich würde sagen, ich beschäftige mich prinzipiell eher mit Nachhaltigkeit – in welcher Form etwas als nachhaltig gilt, ist aber flexibel. Ist Kunstproduktion nachhaltig – im Sinne des Klimas? Spoiler: Nein. Ist die Kunst an sich nachhaltig – im Sinne von „einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen“? Dann würde ich sagen: Ja.
Denkt man zum Beispiel an die Höhle von Lascaux mit ihren bedeutenden Höhlenmalereien: Ist sie nachhaltig und wichtig für eine Gesellschaft, oder einfach nur elitär und eine Systembelastung? Das Gleiche gilt beispielsweise für die vielen internationalen Kunstmessen. Nachhaltig und wichtig, oder eine Systembelastung?
MAK: Wie dürfen wir uns den Entstehungskontext der Installation Storno vorstellen? Wann entstand die Idee dazu?
SG: Die Idee entstand in der Quarantäne durch Covid-19, als ich versucht habe, die Zeit sinnvoll und effizient zu nutzen und auszumisten, anstatt einfach einmal zu entspannen. Mir sind die vielen unnützen Koffer aufgefallen, die bei mir unter dem Bett den Staub gefangen haben.
MAK: Die raumgreifende Installation in der MAK GALERIE erinnert an ein lange verlassenes Flughafenterminal. Wo lagen die Herausforderungen im Umgang mit dem Ausstellungsraum?
SG: Eigentlich eignet sich der Raum sehr gut als verlassene Flughafenszene. Die Spot-Leuchten an der Decke verraten aber, dass es sich doch um einen Ausstellungsraum handelt.
MAK: In der MAK-Ausstellung zeigen Sie eine Reihe neu produzierter Arbeiten – von kleinformatigen Malereien über Objektassemblagen bis hin zu skulpturalen Inszenierungen. Welche Rolle spielt die Verwendung unterschiedlicher Produktionstechniken in Ihrer Arbeit?
SG: Ich komme aus der Malerei, also ist die Produktionstechnik als solche schon wichtig für den Prozess des Erarbeitens einer Idee. Wenn es viele unterschiedliche Techniken gibt, ist es für mich persönlich umso aufregender.
MAK: Was verlangt die Installation im MAK den BesucherInnen der Ausstellung ab?
SG: Vielleicht genauer hinzuschauen. Auf kleine Elemente, oder in sich hinein, oder dahin, wo es unangenehm wird. Ich versuche nicht nur die Klimakatastrophe und das System des Reisens anzuschneiden, sondern auch die dauernden Schlagzeilen zu Femiziden, oder generell die Gewalt(bereitschaft) an Frauen.
Sophie Gogl schloss 2017 das Diplomstudium Bildende Kunst: Malerei und Animationsfilm an der Universität für angewandte Kunst Wien ab. Sie wird von der Wiener Galerie Zeller van Almsick vertreten.
+++++++
Mit der Ausstellungskooperation CREATIVE CLIMATE CARE bieten das MAK und die Universität für angewandte Kunst Wien fünf durch eine Jury ausgewählten AbsolventInnen der Angewandten die Möglichkeit, mit jeweils dreiwöchigen Ausstellungen die MAK GALERIE zu bespielen. Die Reihe setzt sich mit dem Beitrag von Design, Architektur und Kunst zur Entwicklung eines neuen Mindsets für aktive Klimapflege auseinander und ist gleichzeitig der Startschuss für die künftige permanente Bespielung der MAK GALERIE als CREATIVE CLIMATE CARE Galerie.
Die MAK-Ausstellung SOPHIE GOGL. Storno war von 14. Juli bis 23. August 2020 in der CREATIVE CLIMATE CARE GALERIE zu sehen.
Das Interview führte Veronika Träger, MAK-Presse und Öffentlichkeitsarbeit