10. April 2017
Einrichten im MAK
Seit Februar 2017 ist das Projekt Einrichten, eine Kooperation des MAK und der Sozialeinrichtung „wieder wohnen“ wohn:mobil, in vollem Gange. Eine Gruppe von ehemals obdachlosen Menschen beschäftigt sich mit dem Thema Einrichten – im Speziellen mit Do-it-yourself (DIY), dem Selberbauen von Möbeln. Im vergangenen Jahr war das MAK von der Initiative „Hunger auf Kunst und Kultur“ eingeladen worden, sich 2017 an der Projektschiene Kultur-Transfair zu beteiligen. Unterstützt von der Erste Bank, arbeiten jährlich rund fünf Kulturinstitutionen im Tandem mit je einer Sozialeinrichtung. Ziel der Kulturinstitutionen ist Inklusion – also Menschen, die eine Institution bislang nicht genutzt haben oder nutzen konnten, im Rahmen spezieller Angebote einzuladen.
Das MAK hat sich sehr über die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit „wiener wohnen“ gefreut, da Obdachlosigkeit in direkter Nachbarschaft zum MAK – im Stadtpark – täglich sichtbar ist und MitarbeiterInnen des MAK (sich) immer wieder die Frage gestellt haben, wie sie sich selbst oder im Rahmen des Museums engagieren können.
Was passiert nun im Rahmen dieses Projektes? Generelles Ziel von „wiener wohnen“ ist es, ehemals wohnungslose Menschen zu befähigen, Strategien für ein weitgehend eigenständiges Leben in der eigenen Wohnung zu entwickeln und dadurch den Erhalt der eigenen Wohnung zu sichern. Ergänzend dazu liegt der Fokus des gemeinsamen Projekts Einrichten auf der Gestaltung der Wohnung. Das Projekt geht von der These aus, dass Menschen eine Wohnung, die sie selbst gestaltet und sich zu eigen gemacht haben, behalten möchten. DIY ist in diesem Rahmen eine Aneignungsstrategie, die resonante Objekte schafft, zu denen Menschen einen persönlichen Bezug haben.
Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit dem Thema bildet die Möbelsammlung des MAK: Mit Beginn des 20. Jahrhunderts lässt sich eine Ideengeschichte des Entwerfens für „die schmale Börse“ nachvollziehen. DesignerInnen begannen, sich mit Alternativen zu repräsentativen, kaum leistbaren Möbeln zu beschäftigen. Führungen und Gespräche mit Sebastian Hackenschmidt, Kustode der MAK-Sammlung Möbel und Holzarbeiten, machten diese Suche greifbar: Im Mittelpunkt standen dabei das MAK DESIGN LABOR mit dem Themenbereich „Kochen“ sowie DIY-Strategien, wie sie in der MAK-Ausstellung NOMADIC FURNITURE 3.0. Neues befreites Wohnen? (2013) aufgezeigt wurden. An den darauffolgenden Terminen ging es ins WUK, in die Werkstatt für Holz und Design. Dort konnten die TeilnehmerInnen mit Unterstützung von Reinhard Herrmann vom Verein workstations Berliner Hocker aus der Hartz IV-Möbelserie von Van Bo Le-Mentzel bauen und diese nach ihren Vorstellungen individualisieren.
Im nächsten Schritt werden die TeilnehmerInnen in einem „Design Thinking“-Prozess gemeinsam mit dem Designer Klemens Schillinger und der Architektin Eldine Heep ihre Expertisen in den Entwurf einer DIY-Küche einbringen, die anschließend gemeinsam gebaut wird. Eine Küche deshalb, weil Kochen und Essen untrennbar mit Wohnraum verbunden sind – der Herd bildet seit jeher das Zentrum eines Hauses. Darüber hinaus wird eine Broschüre mit einer Anleitung zur Küche und weiterführenden Informationen entstehen.
Ein Beitrag von Beate Lex (Leitung MAK-Neue Lernkonzepte) zum Projekt Einrichten.
Bildgalerie: © Nick Mangafas/Hunger auf Kunst und Kultur