26. Januar 2023
MARUŠA SAGADIN & JACQUELINE KIYOMI GORK im MAK Center
Noch bis zum 29.1.2023 ist im MAK Center for Art and Architecture, Los Angeles die Ausstellung GARAGE EXCHANGE: MARUŠA SAGADIN & JACQUELINE KIYOMI GORK zu sehen. Bärbel Vischer, Kustodin der MAK Sammlung Gegenwartskunst, gibt einen Einblick in die Schau, die im Rahmen der Reihe GARAGE EXCHANGE VIENNA – LOS ANGELES ein weiteres Mal zeitgenössische Künstler*innen oder Architekt*innen aus Österreich und Los Angeles in Dialog treten lässt.
Seit 1995 leben und arbeiten MAK Schindler Stipendiat*innen im Rahmen des MAK Artists and Architects-in-Residence Program für jeweils sechs Monate in den Pearl M. Mackey Apartments in Los Angeles. Seit 2012 finden zwei Mal jährlich Ausstellungen der Reihe GARAGE EXCHANGE im Garage Top statt, ein eigens initiierter Ausstellungsraum für den Austausch jeweils ein*eine Absolventin des MAK Schindler Stipendiat*innenprogramms eine*einen Künstler*in/Architekt*in aus der aktuellen Szene in Los Angeles.
Mit Maruša Sagadin und Jacqueline Kiyomi Gork treffen zwei mit unterschiedlichen Mitteln arbeitende Künstler*innen aufeinander:
Die in Wien lebende Künstlerin Maruša Sagadin (*1978 in Ljubljana, Slowenien) untersucht Architektur im Kontext von Skulptur, Sprache und Gender. Sie studierte Architektur an der TU Graz, bevor sie an der Akademie der bildenden Künste Wien zu performativer Kunst und Bildhauerei wechselte. Ihre Installationen und Objekte verweisen auf Elemente der Pop- und Subkultur, die performative Geste versteht sie als Message. Sagadins Objekte aus verschiedenen Papieren und Folien zitieren zwei- und dreidimensionale architektonische Strukturen und testen Mittel der Malerei. Das Zusammenspiel zwischen Farbe und Form nimmt in Sagadins Arbeiten die Fäden der Gegenwart auf und beleuchtet Symbole des modernen Lebens der Konsumgesellschaft und urbaner Modelle, die utopische Erzählungen generieren.
Die in Los Angeles lebende Künstlerin Jacqueline Kiyomi Gork (* 1982, Long Beach, CA) entwickelt Klanginstallationen, Skulpturen und Performances, die die traditionellen Grenzen zwischen Künstler*innen, Publikum, Raum und Architektur neu konfigurieren. Sie studierte Klangkunst, Fotografie und neue Genres am San Francisco Art Institute und erforschte die Geschichte der Kommunikationstechnologien, der Akustik und der Computermusik an der Stanford University. Das Changieren der Medien zeigt sich in der Auswahl der Materialien, die gleichzeitig die Formen ihrer Skulpturen und Installationen bestimmen.
In ihrer Gemeinschaftsausstellung evozieren die Künstler*innen eine skulpturale Formensprache, die Raum, Interaktion und Sound verbindet und neue skulpturale und akustische Werke entstehen lässt.
Maruša Sagadin lotet Aspekte des Skulpturalen aus, die zwischen Fläche, Raum und Abstraktion changieren. Sie spielt mit Feldern des Minimalismus, Volumina und Strukturen – orchestriert von einer pastosen Farbpalette, die den urbanen Raum und seine Subkulturen spiegelt. Ihre in der Ausstellung präsentierten skulpturalen Faltobjekte zitieren Elemente der Architektur und des Designs und zeichnen klare Linien und Geometrien. Werbeplakate wurden von Sagadin übermalt, geklebt und mit Aluminium kontrastiert und Papier wurde zu großflächigen Formen gefaltet, die auf die Funktionen von Wohnräumen, ihre Benützung und Bewegungen verweisen. Jalousien, Vorhänge, Klimaanlagen, Geländer, Regenrinnen nimmt die Künstlerin als Strukturen oder loses Gewebe auf. Textlose Farbfelder auf verwitterten Plakaten, die auf glatte Aluminiumflächen treffen, verschleiern die Informationsfunktion und lenken die Aufmerksamkeit der Betrachter*innen auf Recycling und Neues, das durch Kreisläufe entsteht. Die Künstlerin thematisiert Prozesse der Re-Kontextualisierung von Materialien. Die Skulptur wird zum Mittel der Interaktion mit der Umwelt und dem gebauten Raum, woraus sich neue Verbindungen ergeben.
Jaqueline Kiyomi Gork kombiniert in der Gemeinschaftsausstellung visuelle und auditive Elemente und entwickelte eine Serie von taktilen überdimensionalen Soft Sculpture-Objekten weiter, die zum Träger komplexer Klangmuster werden. Ihre Klanginstallation lotet die Parameter von Sprache und Konversation aus knüpft an die vom Publikum gesteuerte Wahrnehmung an. Ihre Arbeiten greifen die Akustik als künstlerisches Medium auf und skizzieren Mittel der Interpretation als Spannungsfeld. Bis an die Decke reichende voluminöse Wollsäulen vermessen als überdimensionierte Schalldämpfer das Sound-Design des Raums. Die Materialeigenschaften der Skulpturen setzen sich in einer Sound-Scape fort, die Kiyomi Gork eigens für die Ausstellung entwickelt hat. Mikrofone im Treppenhaus des Garage Top nehmen die Geräusche der Umwelt und der Besucher*innen auf, die den Raum betreten. Töne und Zwischentöne werden in Folge durch eine hybride Technologie wiedergegeben und in das verebbende und sich fortsetzende Echo eingespielt, was auch online übersetzt wird. Die Soundkomposition ermöglicht die visuelle Wahrnehmung von Raum und Zeit.
MAK Center for Art and Architecture, Los Angeles
1994 vom MAK in Kooperation mit dem Bundeskanzleramt Österreich/Kunstsektion und den „Friends of the Schindler House“ als Außenstelle des MAK gegründet, setzt das MAK Center ein außergewöhnliches Konzept um: Drei architekturhistorisch bedeutsame Schindler-Häuser werden für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt – neben dem Schindler House (R. M. Schindler, 1922) in West Hollywood das Fitzpatrick-Leland House (R. M. Schindler, 1936) und die Mackey Apartments (R. M. Schindler, 1939). Fixer Bestandteil des MAK Center ist sein internationales MAK Artists and Architects-in-Residence-Program.
Die Ausstellungsreihe GARAGE EXCHANGE wurde ermöglicht durch die Unterstützung des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKOES).
Ein Beitrag von Bärbel Vischer, Kustodin MAK Sammlung Gegenwartskunst