16. Oktober 2018
StadtFabrik – Wer, Wo, Was, Wann, Warum?
Die beiden Grafiker Tobias Schererbauer & Sebastian Pataki im Interview
Die fünf W-Fragen zur StadtFabrik 2018 haben wir nach dem Interview mit Harald Gründl und Viktoria Heinrich vom IDRV – Institute of Design Research Vienna, auch Tobias Schererbauer (LWZ) und Sebastian Pataki (Mr. Pataki) gestellt. Sie zeichnen für die multimediale, grafische Umsetzung des Projekts verantwortlich. Wie aus losen Assoziationen fertige Entwürfe entstehen, wie sie zu ihren grafisch-illustrativen Handlungsanweisungen für die StadtFabrik 2018 gekommen sind, und vieles mehr, erzählen sie hier:
LWZ & Sebastian Pataki: Wer ist das?
LWZ ist ein Design & Animationsstudio in Wien an der Donau.
Sebastian Pataki ist ein Gestalter in Frankfurt am Main.
Wir arbeiten seit 2009 bei verschiedenen gestalterischen Projekten zusammen.
LWZ und StadtFabrik: Wie und wann kam es dazu?
Wir haben dieses Jahr im Mai begonnen zusammenzuarbeiten. Gestartet hat das Projekt mit einem Workshop geleitet vom Resilienzforscher Harald Katzmair. In einer großen Diskussionsrunde mit Akteuren und Akteurinnen aus Design, Industrie und Wirtschaft wurden in einem computergestützten Prozess Hebelpunkte erarbeitet, die Veränderungen in der Stadt einleiten können. Die entstandene Liste von teilweise abstrakten, aber auch verbrauchten Begriffen war für uns der Ausgangspunkt des Entwurfs. Wir begannen zu überlegen, wie wir diese Wörter in eine Form übersetzen und neu aufladen können.
Wie schafft ihr Sichtbarkeit für die Themen der StadtFabrik?
Mit einigen der Themen haben wir uns schon vor dem Projekt StadtFabrik 2018 beschäftigt. Wenn auch nicht intensiv, aber wir stellten uns bereits ähnliche Fragen, hatten vergleichbare Gedanken oder Überlegungen.
In der Visualisierung der Themen war uns ein interaktiver Moment wichtig. Offen angelegt, soll die Grafik zum Mitwirken und Fertigstellen anregen, Betrachter und Betrachterinnen einbeziehen, Assoziationen eröffnen, keine vorgefertigten Lösungen vorgeben und überraschen.
Durch das „Notebook for Change“, eine Art Logbuch, in dem die Ergebnisse des Workshops und der weiteren Arbeitsprozesse rund um die StadtFabrik 2018 veröffentlicht werden, schaffen wir eine persönliche Ansprache. Auf den ersten Blick ein unauffälliges Ding, das aber fordert, überrascht und hoffentlich eine große Wirkung entfalten wird.
Wie geht ihr mit abstrakten Inhalten um? Wie übersetzt ihr abstrakte Inhalte grafisch?
Der erste Schritt ist ein schnelles Brainstorming, in dem wir Begriffe aufschreiben, die mit dem abstrakten Inhalt zusammenhängen. Das passiert noch recht ungefiltert. Die Begriffe entspringen unseren Assoziationen und können näher am Inhalt dran, oder auch weiter von ihm weg sein. In einem zweiten Schritt wird ausgesiebt. Danach entsteht ein großes Archiv von stilisierten, illustrativen und auch abstrakten Elementen, aus dem wir für unsere Kompositionen schöpfen. Viele gute Gedanken kommen beim Gestalten der Kompositionen. Man kann durchaus von einer »Bricolage« sprechen. Die Ergebnisse wirken zwar manchmal streng – optische Achsen, ein Stil konsequent weitergeführt, schwarz/weiß – aber entstehen eher spielerisch.
Finaler Entwurf: Was könnt ihr uns zum finalen Konzept erzählen?
Das Logbuch ist eine Art kreativer Parcours, durch den man sich im Geist bewegt. Es macht Spaß diesen zu durchschreiten, aber man wird auch gefordert. Teil des Konzepts ist es, den Leser oder die Leserin stark einzubeziehen. Das geschieht durch Fragen und Handlungsanweisungen, die verschiedene Lesarten oder Lösungsansätze zulassen. Häufig gibt es weder die eine Antwort noch die perfekte Lösung. Der Fokus liegt auf dem Prozess und der gedanklichen Auseinandersetzung. Hier setzen wir auf Anstöße, die kreative Prozesse und Veränderungen in Gang setzen.
Konkret gibt es einen großen Teil, der als Notizbuch fungiert, wobei die Linien durch Fragen gezielt gestört oder unterbrochen werden. Zwischendurch findet man formatfüllende, grafisch-illustrative Handlungsanweisungen, die über das Smartphone mit der App »ARTivive« in Bewegung gesetzt werden, und so weitere Inhalte und Ebenen freispielen. Hier funktioniert die Koppelung verschiedener gestalterischer Techniken – analog und digital, Grafik und Mixed Reality – und die Zusammenarbeit von Kreativen als Signal, dass Veränderung gut im Verbund erreicht werden kann.