24. Juli 2015
Stuhl oder Sessel? Semotan sagt Strandkorb.
Johannes Semotan, Mitarbeiter bei der Datenbank für die Sammlung Möbel und Holzarbeiten des MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, erzählt von seiner Arbeit und stellt uns sein Lieblingsobjekt vor.
Seit Anfang 2013 wird, finanziert vom Bundeskanzleramt, Abteilung Kunst und Kultur, im MAK in einem Team von 13 Personen an einer neuen Datenbank gearbeitet. Damit werden die Objekte der MAK-Sammlung neu aufbereitet und durch die detaillierte Erfassung zeitgemäß für Forschung und Öffentlichkeit online bereitgestellt.
Gründe für eine neue Datenbank:
- Sowohl für die Forschung als auch für die interessierte Öffentlichkeit ein schneller und einfacher Zugang zur MAK-Sammlung,
- Sichtbarmachen der Objekte in den Depots und Transparenz für die Öffentlichkeit,
- Erleichterung interner Abläufe durch den direkten Zugang zum MAK-Sammlungsbestand,
- internationale Vernetzung mit anderen Museen über Links zu vergleichbaren Objekten.
Für jeden Sammlungsbereich gibt es eigens zuständige MitarbeiterInnen wie Johannes Semotan. Sie beschäftigen sich intensiv mit den einzelnen Objekten der Sammlung und bestimmen deren Materialien. Semotans Aufmerksamkeit fiel dabei auf ein Fundstück für unsere Rubrik – einen Strandkorb der Firma Prag-Rudniker Korbwaren-Fabrication, dessen Herstellungsdatum leider nicht mehr ermittelt werden kann.
Passend zum heißen Sommer und der Sehnsucht nach einer kühlen Brise zeigt uns Semotan einen Strandkorb, wie man ihn von der Nord- und Ostsee kennt. Semotan selbst erinnert er an Urlaube in Polen und Hamburg. Dieser ausgesuchte Strandkorb ist der einzige seiner Art in der MAK-Sammlung und auch deshalb etwas Besonderes, weil bisher nicht nachvollziehbar ist, ob das Möbel tatsächlich zum Verweilen am Strand oder doch im Garten auf Sommerfrische genutzt worden ist.
Die Firma Prag-Rudniker Korbwaren-Fabrication zählt zu den traditionsreichen Firmen wie Thonet und J. & J. Kohn in Wien um 1900. Die außergewöhnlichen Möbelstücke dieser Fabrik sind das Ergebnis der Zusammenarbeit mit namhaften Architekten im Umfeld der Wiener Werkstätte. Ab 1886 wurde in der Mariahilfer Straße 25 produziert – im Anschluss in der Neubaugasse 56. Von 1900 bis in die 1960er Jahre wurde in der Mariahilfer Straße 1a im 6. Wiener Gemeindebezirk verkauft.
Nicht zuletzt stellt sich im Zusammenhang mit der Datenbankerfassung die Frage: Sessel oder Stuhl? Denn wie allgemein bekannt, sind sich ÖsterreicherInnen und Deutsche in diesem Punkt uneinig. Um also die Suche in der Datenbank für den gesamten deutschsprachigen Raum möglich zu machen, ist in der Folge eine intensive Zusammenarbeit der MitarbeiterInnen der unterschiedliche Abteilungen, aus Deutschland wie aus Österreich, notwendig. So sind erweiterte Kategorien wie Armlehnsessel und Armlehnstuhl entstanden.
Johannes Semotan ist Kunsthistoriker und war zuvor in der Inventarisierung beim Land Niederösterreich sowie 2013 als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim niederösterreichischen Landesmuseum beschäftigt. Als Sohn einer Tischlerfamilie begleitet ihn von je her das Interesse für Möbel und Holzarbeiten.
Ein Beitrag von Sara Alavi Kia für die Abteilung Neue Lernkonzepte.
Credits Fotos:
© MAK
© Nathan Murrell