10. Dezember 2020
„Unsere Arbeitsweise ist sehr konzeptionell“: Verena Panholzer zum Erfolg bei den 100 Besten Plakaten
Zum dritten Mal ist das Wiener Studio Es unter den Gewinnern des Wettbewerbs 100 Beste Plakate 19. Deutschland Österreich Schweiz vertreten. Insgesamt 2 247 Plakate wurden dieses Jahr eingereicht, die Siegersujets werden wieder im MAK gezeigt. Wie es ist, wiederholt bei diesem renommierten Wettbewerb zu den Besten zu gehören, erzählt Studiogründerin und Art-Direktorin Verena Panholzer im Interview:
MAK: Bereits zum dritten Mal finden sich heuer Sujets des Studio Es unter den Gewinnerprojekten des Grafikdesignwettbewerbs 100 BESTE PLAKATE, der vom Verein 100 Beste Plakate e.V. ausgelobt wird. Wie lautet Ihr Erfolgsrezept?
Verena Panholzer: Ich denke das gibt es nicht wirklich. Wir machen einfach gerne Plakate und freuen uns, wenn diese dann auch das Stadtbild prägen. Unsere Arbeitsweise oder Gestaltungsmethode ist eine sehr konzeptionelle – vielleicht ist es das.
MAK: 684 EinreicherInnen beteiligten sich mit insgesamt 2 247 Plakaten am diesjährigen Wettbewerb. Haben Sie damit gerechnet heuer für zwei Sujets prämiert zu werden?
VP: Gehofft haben wir es um ehrlich zu sein schon, da die Poster zuvor schon beim European Design Award Gold holten und später dann nochmals mit Gold beim Creativ Club Austria überzeugen konnten. Aber man weiß nie, welche Dynamik sich in einer Jury entwickelt bzw. welches Gesamtergebnis der Jury wichtig ist. Wenn zu viele Poster einer ähnlichen Stilrichtung oder ähnlichen Konzepten folgen, dann spiegelt das Ergebnis nicht das volle Spektrum der Plakatlandschaft wider. Und dies ist bei den 100 Besten Plakaten von zentraler Bedeutung und unterstreicht den Unterschied zu Kreativawards, wo Gold, Silber und Bronze vergeben werden. Ein Jahrgang der 100 Besten Plakate ist, wenn man so will, ein Zeitdokument, das das Plakatschaffen in einem Jahr gewissermaßen dokumentiert. Umso mehr freut es uns, dass einerseits unsere Poster-Serie mit einem simplen Ordnungssystem und andererseits unser Poster mit der bewussten Reduktion auf Farbe überzeugen konnte.
MAK: Mit dem Studio Es leiten Sie eine Designagentur. Was hat Sie bewogen, den Beruf der Kommunikationsdesignerin zu ergreifen? Worum geht es Ihnen beim Gestalten?
VP: Im Gegensatz zur Architektur und zum Industriedesign sind die Prozesse schneller. Ich bin wahnsinnig ungeduldig und so führte eins zum anderen. Beim Kommunikationsdesign, oder besser gesagt bei der Entwicklung von visuellen Kommunikationsideen arbeiten wir eng mit den Kunden zusammen. Es geht bei uns nicht um „Grafikkunst“, sondern um Gestaltung, die individuell auf Personen und Unternehmen zugeschnitten ist. Die persönliche Ebene und die Zusammenarbeit sind hier wichtige Faktoren.
MAK: Woher beziehen Sie Inspirationen und Anregungen für Ihre Projekte?
VP: Wie in jedem anderen Berufsfeld gilt: man muss sich einlesen, recherchieren, informieren, Gespräche mit AuftraggeberInnen führen, Konzepte sondieren und jedes Projekt auf eine andere Art und Weise lösen. Im Idealfall finde ich durch jedes Projekt neue Inspiration.
MAK: Für das Plakat zu Rosa Friedrichs Kurzfilm Topfpalmen gestalteten Sie mit Arjun Gilgen ein grellfarbiges Sujet, mit dem Sie direkt Bezug auf die charakteristische Farbpalette des 16-mm-Kodachrome-Films nehmen. Wie kam es zur Idee für diese Umsetzung?
VP: Der Film zeichnet sich auch durch ein farbenfrohes Set Design aus. Bei der Sichtung des Filmmaterials sind wir auf eine Einstellung mit Leuchtröhren im Hintergrund aufmerksam geworden – diese diente als Ausgangspunkt für den Plakatentwurf. Wir waren der Überzeugung, dass die knalligen Lichtbalken dem Film am Plakat eine verdichtete grafische Ausdrucksform verleihen würden.
MAK: Sie wurden auch für die Serie von drei Plakaten für die Kunstgalerie Helmuts Art Club im 4. Bezirk in Wien prämiert. Wie können wir uns die Entstehungsgeschichte rund um das Design des immer wiederkehrenden Rapportmusters vorstellen?
VP: Auch hier ging es mir stark um die Wirkung der Poster. Wenn man eine Ausstellung bewirbt, sind die KünstlerIn, das Datum und der Ort das Entscheidende. Was aber, wenn mit diesen Inhalten ein eigenes Kunstwerk entsteht? Können wir mit den Zutaten eine Regelmäßigkeit oder ein Ordnungsmuster passend zum Ausstellungstitel finden? Diese Fragen haben wir uns gestellt.
In Wien gibt es viele Galerien und Offspaces. Wir wollten mit dem Poster Aufmerksamkeit generieren und bewusst mit dem Medium Plakat in seiner Nah- und Fernwirkung spielen. Aus einer gewissen Distanz betrachtet erschließt sich ein grafisches optisches Muster, das Interesse wecken soll und aus der Nähe betrachtet dient es in seiner Form als Informationsträger.
MAK: Sie sind Mitglied der Alliance Graphique Internationale (AGI), einer in Paris gegründeten Vereinigung weltweit renommierter Grafik- und KommunikationsdesignerInnen. Was bedeutet diese Aufnahme für Sie?
VP: Eine wahnsinnige Wertschätzung. Ich sehe die Alliance Graphique Internationale als ein Netzwerk für Freunde mit gleichen Interessen. Weiters sehe ich in ihr einen Wissenstransfer oder Austausch auf Augenhöhe. Nicht zu vergessen die jährlichen AGI OPEN Veranstaltung, die jedes Jahr von einem anderen Land organisiert wird. Der Kongress, der Austausch, das Programm mit den gemeinsamen Ausflügen machen dieses Format zu einem besonderen Highlight.
MAK: Was macht für Sie ein gutes Plakat aus?
VP: Es sollte sich vom Umfeld abheben. Es muss einfach sein, schnell wirken und überzeugen.
Das Interview führte Cäcilia Barani, MAK-Abteilung Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Die Ausstellung 100 Beste Plakate 19. Deutschland Österreich Schweiz ist bis 5. April 2021 im MAK-Kunstblättersaal zu sehen.