13. Mai 2022
The Austrian Majolica Project – Konservierung und Restaurierung von Majolika Objekten
Im Wintersemester 2021/22 beteiligte sich das Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien unter der Leitung von Prof. Gabriela Krist am „Austrian Majolica Project“ des MAK. Im Rahmen dieser Kooperation wurden elf Majolikaobjekte zur Konservierung und Restaurierung übernommen. Ziel der Arbeiten war es, die Objekte für die MAK-Ausstellung ZINNGLASUR UND BILDKULTUR. Die Majolikasammlung des MAK im Kontext ihrer Geschichte vorzubereiten. Für den MAK-Blog gewähren die sieben Studentinnen, die die Restaurierung der Objekte durchgeführt haben, einen Blick hinter die Restaurier-Kulisse und berichten von Entdeckungen, Herausforderungen und durchgeführten Maßnahmen.
Das bearbeitete Konvolut umfasste einige Schüsseln, Teller, einen Krug sowie eine Bildplatte, die alle im Bereich der Majolikakunst einzuordnen sind. Dieser Begriff bezeichnet Produkte aus Irdenware mit Zinnglasur, die in unserem Fall aus unterschiedlichen herausragenden Keramikwerkstätten in Spanien und Italien stammen. Zeitlich lassen sich die Objekte in die Blütezeit der Majolikamanufaktur einordnen – nämlich vom späten 16. Jahrhundert bis ins beginnende 18. Jahrhundert.
Da die Objekte in unterschiedlichen Erhaltungszuständen vorlagen und zum Teil zahlreiche Altrestaurierungen aufwiesen, war ein besonderes Geschick bei der Durchführung der gewählten Maßnahmen erforderlich.
Alte Klebungen und Kittungen, die unsachgemäß ausgeführt wurden, mussten zunächst mittels Aceton- und Wasserkompressen gelöst werden, sodass im Anschluss die einzelnen Scherben wieder passgenau geklebt werden konnten. Besondere Sorgfalt musste hierbei an den Tag gelegt werden, um keine Stufen in das Objekt einzuarbeiten.
Antonia Haunolder stellte während dieser Maßnahme fest, dass sich innerhalb der Kittung ein großes Holzfragment befand, das vermutlich zur Stabilisierung eingefügt wurde und eine Seltenheit darstellt.
Eine ähnlich interessante Entdeckung machte Elinette Zobl bei der Arbeit an ihrem Krug. Die Fragmente des Kruges waren nicht nur geklebt, sondern auf der Innenseite mit Stoffstreifen stabilisiert worden. Außerdem war bereits ein Großteil der Objektoberfläche mit Altretuschen bedeckt, die – genauso wie die alten und schadhaften Klebungen – entfernt werden mussten.
Katharina Wiesinger bemerkte im Laufe ihrer Arbeit, dass ihr Teller eigentlich aus zwei unterschiedlichen Tellern besteht, deren Fragmente zusammengeklebt wurden. Sie machte sich folglich im Keramik-Depot des MAK auf die Suche nach den verlorenen Scherben des jeweiligen Tellers – jedoch ohne Erfolg. Sie entschied deshalb gemeinsam mit ihren Betreuern an der Angewandten Kathrin Schmidt und Manfred Trummer, ehemaliger Leiter der MAK-Restaurierung, den Teller mithilfe einer Gips-Ergänzung zu rekonstruieren und diese anschließend neutral zu retuschieren.
Alle anderen Objekte wurden nach der Neuverklebung gekittet und mittels Acrylfarben retuschiert, sodass sie sich in einem einheitlichen Erscheinungsbild präsentierten. Die elf auf diesem Weg restaurierten Objekte können nun in der Ausstellung ZINNGLASUR UND BILDKULTUR. Die Majolikasammlung des MAK im Kontext ihrer Geschichte bis zum 7. August im Zentralen Raum des MAK DESIGN LAB betrachtet werden.
Wir möchten uns bei Anne Biber, Leiterin der MAK-Abteilung Restaurierung und Werkstätten, und Rainald Franz, Kustode der MAK-Sammlung Glas und Keramik, für ihre Unterstützung bedanken und dass sie uns so ein spannendes und lehrreiches Projekt ermöglicht haben.
Wer nähere Informationen zur Restaurierung dieser besonderen Majolikawerke erhalten möchte, ist herzlich eingeladen, beim Fachvortrag über die Restaurierung im Rahmen der Veranstaltung „Notte della Maiolica Italiana“ am 17. Mai im MAK dabei zu sein.
Ein Beitrag von Linda Kral und Aleksandra Kotula, Studentinnen des Institutes für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandten Kunst Wien