15 Sammlungs-Outfits für die ersten 3D Supermodels des Digitalen MAK

14. März 2024

Forschung & Sammlung, NOW

Christian Michlits, Leiter des Digitalen MAK

Nachdem wir zuletzt bei der Digitalisierung der Teppiche angeknüpft haben, wollen wir nun am imaginären digitalen „roten Teppich“ eine gute Figur machen. Für den MAK Blog präsentiert das Digitale MAK soeben digitalisierte 3D Super-Modelle von exquisiten Outfits aus der MAK Sammlung und spricht mit Multimedia-Spezialist Dominik Juchum über den Prozess der Photogrammetrie der Sammlungsstücke.

Panorama: Im Herbst 2023 fand in der Unteren Ausstellungshalle unser großes 3D-Scannen an drei Stationen statt.
©MAK/Christian Michlits

Frei nach dem Motto „3D ist das neue Schwarz“ wurden im Zuge des vom BMKÖS geförderten Projekts „MAK 3D – Digitalisate, Daten, Displayfünfzehn dreidimensionale Modelle von ausgewählten Kleidungsstücken der MAK Sammlung angefertigt. Lara Steinhäußer, Kustodin der MAK Sammlung Textilien und Teppiche, stellte dafür mit ihrem Team eine Auswahl hochkarätiger Sammlungsstücke zusammen. Die finale Auswahl der 15 Kleidungsstücke wurde gemeinsam mit Dominik Juchum auch nach technischen Gesichtspunkten getroffen. Die exquisiten Stücke wurden in zwei Tranchen aufgenommen. Das erste Shooting fand mit dem Handscanner Artec Eva in der unteren Ausstellungshalle statt. Zu einem zweiten Digitalisierungstermin kam Dominik Juchum mit einem Zelt in die MAK Lounge. Es diente einer indirekten und gleichmäßigen Beleuchtung der Modelle.

Die Ergebnisse sind bereits auf dem Sketchfab-Account des MAK zu bestaunen:

MAK – Outfits – Supermodels – Clothes – Gewand
by MAK – Museum of Applied Arts, Vienna
on Sketchfab

MAK

Was zeichnet die Photogrammetrie aus und warum ist es das Mittel der Wahl, um 3D-Modelle von Textilien anzufertigen?

Dominik Juchum

Photogrammetrie ermöglicht es, ein real-getreues digitales Objekt zu erstellen. Damit kommt man bei Form und Textur sehr nahe an das Original heran. Es basiert auf tatsächlichen Fotos einer Fotokamera und liefert somit hochaufgelöste und scharfe Texturen.

MAK

Worauf ist bei der Anfertigung von qualitativ hochwertigen 3D-Modellen mittels Photogrammetrie besonders zu achten?

Dominik Juchum

Photogrammetrie-Modelle erstellen ist einfach und mittlerweile kann es jeder mit seinem Smartphone machen. Für qualitativ hochwertige Modelle braucht es eine ruhige Hand, Geduld und Erfahrung.

MAK

Wo liegen die Grenzen der Photogrammetrie?

Dominik Juchum

Glänzende Materialien, Gold, Glas, sowie glatte homogene Flächen lassen sich kaum einfangen. Bereits für die Fotografie wäre es eine Herausforderung. Wenn man bedenkt, dass die Photogrammetrie aus vielen hundert einzelnen Fotos besteht, muss man gut planen, um komplizierte Objekte scannen zu können. Oft ist es ein schmaler Grad zwischen Qualität und Realisierbarkeit.

MAK

Wie bist du bei dem Projekt vorgegangen? Was waren die Herausforderungen bei der Durchführung?

Dominik Juchum

Die Objekte habe ich gemeinsam mit Mitarbeiter*innen der Textilabteilung im Depot angeschaut und analysiert. Die meisten erwünschten Objekte konnten wir einfangen und ich danke den erfahrenen Mitarbeiter*innen für ihre Unterstützung dabei. Irgendwann kommt man aber an die Grenzen der möglichen Ressourcen (Technik, Zeit, Geld) und dann weicht man lieber auf ein leichter realisierbares Objekt aus.

Zwei Objekte haben leider leichte Makel, trotzdem bekommt man eine sehr gute Idee davon, was das Objekt ausmacht. Ich wusste, dass es Herausforderungen geben würde und wollte die Modelle dennoch so gut wie technisch möglich darstellen.

MAK

Für die Aufnahmen hast du ein besonderes Lichtset in der großen Ausstellungshalle installiert. Was für Vorteile bietet so ein Setting?

Dominik Juchum

Einige Vorteile. Einer davon ist ein gutes diffuses Licht, das gut mit den Objekten und meiner Kamera harmoniert und mir so die Macharbeit um einiges erleichtert. Manche Objekte vertragen Blitzlicht, andere wollen einen dunklen Hintergrund mit schwachem Dauerlicht. Für die Textilien wollte ich vor allem den Stoff gut einfangen können, bei gleichzeitiger korrekter Wiedergabe der Form. Dafür benötigte ich das „Polarforscher-Zelt“.

MAK

Die 15 Kleidungstücke sind bereits jetzt auf Sketchfab zu bewundern. Die 3D-Digitalisierung von welchem Kleidungsstück hat sich als besonders herausfordernd erwiesen?

Dominik Juchum

Jedes Objekt ist einzigartig und hat seine eigene Form und Geschichte. Gerne würde ich mehr darüber erzählen können, doch musste ich mich an die Grenzen der technischen Möglichkeiten halten. Das Innenleben der Objekte musste ich in den meisten Fällen völlig verdeckt lassen.

Das Objekt in seiner Gesamtheit darzustellen und gleichzeitig nichts zuzulassen, das vom Geist des Objekts ablenkt, war eine große Herausforderung. Es sind immerhin Kleidungsstücke und man ist es gewohnt Kleidung zu tragen und den Stoff zu fühlen. Ich musste mich darauf beschränken die Hülle des Objekts zu zeigen, wollte aber dennoch Neugierde auf eine nähere Betrachtung wecken. Größtenteils ist mir das gelungen, denke ich.

Zudem verlangte die Größe und Details der Objekte viele Fotos und ein optimiertes Daten-Handling. Meine Festplatten und Speicherkarten waren übervoll und der PC war auch gut warm.

MAK

Das Ergebnis von welchem digitalen Endproduktgefällt dir am besten?

Dominik Juchum

Nachdem wir alle Modelle online zeigen, musste ich sie in ihrer Dateigröße stark reduzieren. Daher sind die Oberflächen des Modells (nicht die Textur) nicht so detailliert wie sie sein könnten.

Deshalb ist mein Geheimfavorit das Damenkleid mit Jacke aus Irish-Spitze. Es ist wunderschön verarbeitet und erinnert mich sehr an das feine Netz meiner 3D Modelle. Gerade das hochaufgelöste Modell davon ist detailliert, fein und genau geworden und spiegelt fast 1:1 die enorme Arbeit hinter dem gehäkelten Werk wider.

Der albanische Mantel (Anterija) und das japanische No-Theater Gewand (Noisho /Kosode / Nuihaku) sind aus design-technischen und kunsthistorischen Gründen meine persönlichen Highlights.

Das Interview mit Dominik Juchum, Inhaber der Multimedia Agentur Digilithic, führten Ulrike Sedlmayr, MAK Presse und Öffentlichkeitsarbeit und Christian Michlits, Leitung Digitales MAK.

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