Sterne, Federn, Quasten und Puzzle! Die Restaurierung eines Kimonos aus Felice Rix-Uenos WW Stoff „Rosenhain“

15. April 2024

NOW, Objekte im Fokus

Julia Peev

Felice Rix-Ueno zählt zu einer der bemerkenswertesten Künstler*innen der Wiener Werkstätte (WW). Für die erste Personale zu dieser einzigartigen Gestalterin STERNE, FEDERN, QUASTEN. Die Wiener-Werkstätte-Künstlerin Felice Rix-Ueno (1893–1967), die noch bis zum 21. April 2024 im MAK zu sehen ist, wurde ein Kimono aus dem seidenen WW-Stoff Rosenhain (nach 1927) restauriert. Die Textilrestauratorin Julia Peev schildert den sensiblen Arbeitsprozess.

Felice Rix-Ueno, Kimono aus dem WW-Stoff Rosenhain, nach 1927
© MAK/Branislav Djordjevic

Felice Rix-Ueno studierte bei Josef Hoffmann an der Wiener Kunstgewerbeschule und wurde Mitarbeiterin der Wiener Werkstätte (WW). Inspiriert von der japanischen Formensprache, die in der Kunstgewerbeschule vermittelt wurde, entstanden zahlreiche Entwürfe mit japanisch angehauchten Motiven. Auch der Kimono war zu jener Zeit sehr beliebt und fand sich in der Mode im westlichen Alltag wieder, wo er als eine Art Morgenmantel getragen wurde. Der im MAK erhaltene Kimono aus dem WW-Stoff Rosenhain in Blautönen, den es auch in anderen Farbnuancen gab, ist ein besonders beeindruckendes Beispiel dafür . Der ursprünglich aus dem Besitz von Karla Hoffmann, Mannequin der Wiener Werkstätte und zweite Frau von Josef Hoffmann, stammende Kimono befindet sich seit 1981 im Besitz des MAK. Kleidungsstücke wie dieses haben sich durchaus selten erhalten. Im Laufe der Zeit, auch durch langem Gebrauch, hat der Kimono allerdings gelitten und befand sich vor der Restaurierung in einem sehr fragilen Zustand.

Felice Rix-Ueno, Farbproben des Entwurfs Rosenhain, nach 1927
© MAK

Die Kragenpartie war nur mehr fragmentarisch erhalten und wurde zu einem früheren Zeitpunkt nur notdürftig mit dickem schwarzem Garn und groben Stichen zusammengeflickt. Teilweise lose Gewebeteile waren ungeordnet, sprichwörtlich nur noch am seidenen Faden befestigt.

Auch insgesamt war das Gewebe bereits abgebaut und ausgedünnt. Zum Teil offene Ärmelnähte, Risse im Rückteil sowie zahlreiche Verunreinigungen zeigten den gebrauchten Zustand deutlich auf.

Zudem zeigte das gesamte Gewebe enorme Knitter auf, die Gürtelbänder hatten außerdem durch starke Faltenbildung entlang der Büge Risse. Dieser Zustand erlaubte keine Präsentation auf einer Figurine. Hier bestand also dringender Handlungsbedarf. Dafür war es notwendig, die einzelnen zusammengeflickten Fragmente des Kragenbereiches voneinander zu trennen. Nach dem Glätten der zum Teil deformierten Fragmente sowie des gesamten Kimonos mittels kaltem Aerosolnebel und unter Gewichten konnte nun mit dem „Puzzeln“ begonnen werden. Anhand des Motivs und der Farbgebung des Musters war es in mühevoller Kleinarbeit möglich, die Einzelteile wieder richtig zusammenzufügen. Dabei zeigte sich, dass doch schon einige Bereiche komplett fehlten und ergänzt werden mussten. In zeitintensiver Vorarbeit war es daher notwendig, das Stützgewebe in verschiedenen Farbnuancen entsprechend der Musterung nachzufärben. Textilrestauratorin Edith Oberhumer gelang des, die Farbigkeit des ursprünglichen Stoffes originalgetreu einzufangen.

Um den Kimono für die Präsentation vollständig zu stabilisieren, wurde dieser ganzflächig auf dem farblich passenden Stützgewebe, einer sehr feinen Seide, fixiert. Für die vollflächige Stabilisierung war es notwendig, den Schnitt des Kimonos abzunehmen, um so die einzelnen Schnitteile aus dem Stützgewebe gewinnen zu können. Die nähtechnische Sicherung erfolgte dann Schritt für Schritt mit den vorhandenen Schnittteilen. Die Risse und Fehlstellen konnten so erfolgreich geschlossen werden, einer Präsentation stand nun nichts mehr im Wege.

Letzte Handgriffe für die Präsentation©MAK/Martina Dax

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